Am Stecker ist besser

Nach Willen des Bundesverkehrsministeriums sollen private Ladepunkte ortsfest installiert sein, also ohne Steckverbindung direkt in die Hausinstallation integriert. Entsprechend werden Geräte, welche über einen CEE-Stecker betrieben werden nicht durch die aktuelle KFW-Förderung berücksichtigt.

Ein Fehler, wie wir meinen – und nennen 5 gute Gründe warum:

 

1)

Ein primäres Ziel der Förderung soll wohl sein, potentiell „netzdienliche“ Geräte in den Markt auszurollen, die sich später durch ein Steuersignal des Netzbetreibers abregeln lassen. Nur ist überhaupt noch nicht geklärt, wie ein solches Signal aussehen soll und wie es letztlich seitens des Netzbetreibers angebunden werden könnte. Aktuelle Situation ist somit, dass keines der geförderten Geräte tatsächlich irgendeine bereits aktive netzdienliche Funktionalität beisteuert. Hier verfehlt die Förderung also schonmal ihr Ziel. Ob diese Geräte sich dann irgendwann einmal tatsächlich auf die heute noch nicht bekannte Norm updaten lassen, darf zumindest bezweifelt werden. In jedem Falle darf dann erneut der Elektriker anrücken. Ein Gerät, das stattdessen an einer Drehstromsteckdose betrieben würde, könnte stattdessen vom Anwender ausgetauscht oder zumindest zum update abgenommen und zum Hersteller geschickt werden. Ein klarer Vorteil für ein Steckergerät.

2)

Für das Elektrohandwerk ist die Förderung sicherlich ein Segen, da es ohne dies nicht geht, denn eine ortsfeste Installation muss zwingend durch einen Fachbetrieb vorgenommen werden. In der Praxis hat das jedoch bereits dazu geführt, dass man lange auf einen Termin warten muss, denn die Elektriker kommen mit den Installationen gar nicht mehr hinterher. Die Installation einer Drehstromsteckdose muss natürlich ebenso durch einen Elektriker erfolgen, ist aber seit je her geübter Standard eines jeden Fachbetriebes und entsprechend mit deutlich geringerem Aufwand erledigt als die ortsfeste Montage eines Ladepunktes. Denn abgesehen davon, dass sich der Elektriker mit dem zu montierenden Gerät selbst auseinandergesetzt haben sollte, bedarf es bei der ortsfesten Installation eines Ladepunktes zudem eines erheblichen Mehraufwandes bei der Installationsprüfung. Das kostet Zeit und damit wiederum das Geld des Kunden. Ein mobiles Gerät kommt hingegen mit einer Werksprüfung an seinen Einsatzort und erspart diese Aufwände. Ein weiterer Vorteil für das Steckergerät.

3)

Wenn Sie auf Reisen gehen wollen, zum Beispiel im Urlaub und womöglich in Gegenden, in denen nicht klar ist, ob Sie öffentliche Ladesäulen vorfinden, dann wäre ein mobiler Ladepunkt von Vorteil. Mit einem Steckergerät ist es prinzipiell möglich, dieses auch mit auf Reisen zu nehmen. Bei einem ortsfesten Gerät benötigen Sie hingegen ein zweites mobiles Gerät für unterwegs. Auf lange Sicht werden Sie diese Investition aus Gründen des Komforts wahrscheinlich eh ins Auge fassen. Jedoch bedeutet ersterer Fall eine hohe Investition von Anfang an, die Sie nicht über die Zeit verteilen können.

4)

An einem ortsfesten Ladepunkt können Sie ausschließlich Fahrzeuge aufladen, und nicht mal alle. Denn in Ihr E-Bike passt zum Beispiel kein Typ-2 Stecker so wie in ihr Auto. Dafür brauchten Sie eine normale Schukosteckdose, oder einen Adapter an einer Drehstromdose. An einer Drehstromdose könnten Sie auch mal einen kräftigen Hochdruckreiniger oder gar einen Dampfstrahler betreiben. Und wenn die Garagenfete größere Schäden von den Wohnräumen fern halten soll, dann wäre ein Drehstromgastrogrill eine prima Sache. Ein kleiner Energieverteiler mit zum Beispiel einer Drehstromdose und zwei Schukosteckdosen in Garage oder Carport würde Sie flexibel machen, denn wenn Sie gerade nicht laden müssen, stecken Sie den Ladepunkt einfach ab und können stattdessen alles anschließen, was Ihnen so in den Sinn kommt. Wiederum ein Vorteil für die Steckdose.

5)

Und nicht zuletzt, die generelle Krux mit Förderungen: Klar, auf den ersten Blick sparen Sie eine Menge Geld, wenn Sie sich ein Gerät fördern lassen. Da nimmt man ein paar Nachteile vielleicht doch gern in Kauf. Und auch wenn Sie mindestens 900 Euro ausgeben müssen, um die Förderung in Anspruch nehmen zu können, wo es ansonsten vielleicht ein viel günstigeres Gerät täte – es ist ja nicht Ihr Geld. Doch halt, denn die Fördersumme ist natürlich auch Ihr Geld, sowie das Geld vieler Anderer, die dieses Gerät bezahlen. Stellen Sie sich doch einmal die Frage, ob Ihre Entscheidung für ein bestimmtes Gerät genauso ausgefallen wäre, wenn es dafür keine Förderung gegeben hätte… Höchstwahrscheinlich eher nicht. … Sie lassen also den Staat entscheiden, Ihr Geld und das Geld Anderer für etwas auszugeben, das Sie eigentlich gar nicht wollen. Irgendwie doch paradox, oder? … Aber stimmt schon, wenn Sie dieses Geld nicht nehmen, dann ist eben ein Anderer so „unvernünftig“ es zu tun. …

 

Oder aber Sie freuen sich zu guter Letzt darüber, dass Sie sich lieber eine Drehstromsteckdose haben setzen lassen, an der Sie nun Ihr Steckergerät betreiben, welches Sie auch mal mit in den Urlaub nehmen können und das Sie ggfs. auch selbst kostengünstig ohne teuren Elektriker austauschen können, wenn es dann doch irgendwann etwas Anderes sein soll. Sie sind froh über Ihre eigene Entscheidung, denn damals wussten Sie noch nicht, dass heute Ihr liebstes Hobby das Schweißen von Skulpturen in Ihrer Garage ist. Ein Glück, dass Sie das geliehene Drehstromschweißgerät von Ihrem Bekannten so einfach mal am eigenen Energieverteiler ausprobieren konnten. So eine Steckdose ist doch irgendwie eine geniale Erfindung…

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